Löwen streifen nicht nur durch Afrika.
Die Stimmen der Mode bei den Cannes Lions: Einige der Bahnbrecher*innen des Mode-Innovationssektors wurden eingeladen, in der Jury der Cannes Lions Festivals mitzuwirken. Laut Marian Brannelly, Global Director of Awards, handelt es sich dabei um die bislang höchste Repräsentation von Menschen afrikanischer Herkunft.
Beim Cannes Lions International Festival of Creativity 2025 — dem weltweit renommiertesten Event zur Würdigung von Kreativität in der Markenkommunikation — werden herausragende Kreative als Jurymitglieder begrüßt. Vier der ausgewählten Juror*innen markieren dabei einen tiefgreifenden Wandel in der Wahrnehmung African Fashion innerhalb der Branche: Weg von stereotypen Darstellungen hin zur Anerkennung der dynamischen und facettenreichen Mode-Landschaft des Kontinents.
In den Kategorien Luxury Lion und Film Craft Lions vertreten, sind diese Persönlichkeiten mehr als nur Trendsetter:innen; sie sind Architektinnen der zeitgenössischen afrikanischen Modeerzählung.
Ein Platz am Luxus-Tisch
Thebe Magugu, Naya Violeta und Kenya Hunt wurden in die Jury der Kategorie Luxury Lion berufen. Die Luxury & Lifestyle Lions wurden 2024 eingeführt, um einen globalen Maßstab für kreative Markenlösungen im Luxussegment zu setzen. 2025 in Luxury Lion umbenannt, würdigt diese Auszeichnung kreative Kampagnen, die nicht nur das Markenerbe ehren, sondern zugleich die Zukunft gestalten — durch den Einsatz digitaler Innovationen und die Auseinandersetzung mit den sich wandelnden Werten neuer Konsumentengenerationen.
Doch was bedeutet es, afrikanisch und luxuriös zu sein in einer Welt, die weiterhin von europäischen Ästhetiken und Gatekeeping-Strukturen dominiert wird? Diese Juror*innen liefern darauf Antworten — nicht nur in Worten, sondern durch ihr Schaffen und ihr Vermächtnis.
Thebe Magugu: Die afrikanische Geschichte neu maßgeschneidert
Thebe Magugu, der südafrikanische Designer und Gewinner des LVMH Prize 2019, ist längst bekannt dafür, globale Modenormen herauszufordern. Seine Kollektionen sind kulturelle Manifestationen — sie schöpfen aus der sozial-politischen Geschichte Südafrikas und verbinden diese mit avantgardistischen Silhouetten sowie erzählerischer Stoffkunst. Magugus Berufung in die Jury der Cannes Lions steht sinnbildlich für einen umfassenderen Wandel: Die globale Luxusindustrie beginnt, afrikanische Narrative auf Augenhöhe wahrzunehmen.
Naya Violeta: Eine Zukunft jenseits von Grenzen gestalten
Die in Brasilien geborene, afro-lateinamerikanische Kreativdirektorin Naya Violeta bringt eine kraftvolle Bildsprache in die afrozentrierte Modewelt ein. Bekannt für ihre „Copyright-Stücke afro-affektiver Mode mit exklusiven Prints“, zelebriert ihr ästhetischer Ansatz Maximalismus und Afrofuturismus. Als Jurymitglied wird Violeta voraussichtlich mutige, zukunftsweisende Konzepte in den Fokus rücken, die es wagen, die Definition von Luxus neu zu denken und zu erweitern.
Naya Violeta Creative Director Ameliê Naya Violeta

BEM BRASIL collection

Ibejis Afeto Schal

Naya Violeta - Amanda Daher, GOIA

Kenya Hunt: Die neuen Regeln des Luxus schreiben
Als Kreativberaterin, Autorin und erste schwarze Chefredakteurin der ELLE UK verkörpert Kenya Hunt die Exzellenz der afrikanischen Diaspora. Mit einer tiefen Verwurzelung im Storytelling und einer leidenschaftlichen Hingabe an Repräsentation schlägt Hunt eine Brücke zwischen High Fashion und Kultur. Ihre Berufung in die Jury würdigt die wachsende Bedeutung afrikanischer /afrodiasporischer Stimmen in den Medien — Stimmen, die nicht nur über Trends berichten, sondern sie aktiv mitgestalten.
Kenya Hunt Elle UK Editor-in-Chief

Kenya Hunt

Mode, Film und Bewegung nach vorn
Während Luxus oftmals den Schnittpunkt von Identität und Aspiration markiert, bleibt der Film das Medium, in dem Mode lebt, atmet und fasziniert. In diesem Spannungsfeld positioniert sich Meji Alabi, der renommierte nigerianisch-britische Regisseur, der in die Jury der Film Craft Lions berufen wurde. Alabis Ernennung unterstreicht die wachsende Bedeutung der filmischen Inszenierung von Mode — insbesondere, wenn es darum geht, afrikanische Marken und Talente sichtbar zu machen.
Meji Alabi: Wo Mode zu Kino wird
Im Jahr 2024 inszenierte Alabi den Modefilm Fashion Moves Forward im Rahmen der GTCO Fashion Weekend-Initiative. GTCO (Guaranty Trust Holding Company plc) nutzt Mode als Form kultureller Diplomatie — und Alabis Film war weit mehr als ein kommerzieller Beitrag: Er war eine Liebeserklärung an die afrikanische Modegemeinschaft.
Ob bei Musikvideos oder Werbefilmen – Alabi schafft konsequent Raum für Modedesigner:innen, Stylist:innen und Models. Sein Blick fängt nicht nur Kleidungsstücke ein, sondern Identität und Möglichkeiten. Als Juror bringt er ein präzises Auge fürs Detail und ein erzählerisches Gespür mit, das tief in den Geschichten des Kontinents verwoben ist.
Meji Alabi

GTCO`s Fashion Weekend 2024


Warum ist das bedeutsam?
Warum ist afrikanische/afrodiasporische Repräsentation bei den Cannes Lions wichtig? Und warum gerade jetzt? Afrika diente jahrzehntelang als Muse globaler Inspiration — ohne jedoch als gleichberechtigter Akteur am Tisch Platz nehmen zu dürfen. Diese Berufungen in die Jury markieren einen essenziellen kulturellen Wandel: weg von Aneignung, hin zu Autor*innenschaft. Kreative warten nicht darauf, entdeckt zu werden. Sie gründen Marken, prägen Bewegungen, inszenieren Filme und definieren die Ästhetik von Aspiration neu. Ihre Einbindung bei den Cannes Lions ist kein Akt der Wohltätigkeit — sie ist längst überfällig.
Die Kraft der Repräsentation
Luxus entsteht heute überall auf der Welt — definiert durch kulturelle Tiefe, handwerkliche Exzellenz, Innovationskraft und echte Nachhaltigkeit. Luxus löst sich zunehmend von eurozentrischen Perspektiven und entwickelt eine umfassendere, globalere Erzählweise.
Mit der Wahl dieser Persönlichkeiten signalisiert Cannes Lions die Bereitschaft, der afrikanischen/afrodiasporischen Stimme Raum zu geben. Die entscheidende Frage lautet nun: Wird die globale Industrie auf diese Impulse mit dauerhafter Inklusion reagieren — oder bleibt es bei einem performativen Akt?
Ein Aufruf an die Zukunft der Mode
Als Leser:innen, Designer:innen, Filmemacher:innen und Konsument:innen müssen wir uns fragen: Wie sieht authentischer Luxus für uns aus? Wer definiert unsere Kreativität? Und noch wichtiger: Wie unterstützen wir die Stimmen, die diese Definition formen?
Von den Laufstegen der Fashion Week in Johannesburg über die Redaktionen Londons, von Musikvideodrehs in Lagos bis zu den globalen Jurypanels in Cannes — Afrikas kreatives Löwenherz brüllt lauter denn je.
Foto Credit:
Thebe Magugu – Tatenda Chisora
Fotograf: Adeoluwa Adeyemi
GTCO fashion film Photography: JM Films
Videograph + Director: Meji Alabi
Kenya Hunt:
Kenya Hunt book cover illustration: Harper Collins
Fotografin Kenya Hunt: Christina Ebenezer
Naya Violeta:
Fotograf: Itas Pato
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