Struktureller Rassismus und Repräsentation in der deutschen Modeszene
Status Quo:
Fünf Jahre nach den weltweiten Protesten unter dem Banner von Black Lives Matter (2020) und im Rahmen der UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft stellen wir die Frage:
Was hat sich wirklich verändert – in der Modeindustrie, in Machtverhältnissen und in der wirtschaftlichen Emanzipation Schwarzer Kreativer?
Am Mittwoch, den 2. Juli um 11:00 Uhr (MESZ), kommen wir digital zur dritten Pressekonferenz von Fashion Africa Now zusammen – mit führenden Frauen aus der Kreativbranche und Business-Consultants –, um gemeinsam Bilanz zu ziehen.
In Deutschland werden rassifizierte Gruppen – insbesondere Schwarze Menschen, Romnja und Musliminnen – weiterhin strukturell als „undeutsch“ markiert.
Ein Begriff, den die Autorin Fatima El-Tayeb in ihrem Buch Undeutsch analysiert, in dem sie aufzeigt, wie nationale Identität in Deutschland durch rassistische Ausschlüsse konstruiert wird – mit Weißsein als unausgesprochener Norm.
In kaum einer anderen gesellschaftlichen Sphäre manifestiert sich diese Realität so unverstellt wie im deutschen Modekosmos. Machtstrukturen bleiben weitgehend bestehen. Sichtbarkeit wird selektiv vergeben. Und „African Fashion“ wird gefeiert – jedoch oft ohne die Menschen, die diese Bewegung über Jahrzehnte aufgebaut, geprägt und verkörpert haben.
Potential entfalten – African Fashion ist kein Trend.
– Beatrace Oola
Es ist Widerstand, Erinnerung, Identität, Kultur, ein Milliardenmarkt und eine Vision für die Zukunft. Die Frage ist nicht, ob sie gefeiert wird, sondern: Wer hat das Recht, sie zu definieren – und von ihr zu profitieren?
Fünf Jahre nach Black Lives Matter – was hat sich wirklich verändert?
– Kemi Fatoba
Es reicht nicht mehr aus, Solidaritätsbekundungen zu posten oder symbolische Diversität zu zeigen, während die alten Ausschlussmechanismen unangetastet bleiben.
Diese Strukturen müssen abgebaut werden – nicht irgendwann, sondern jetzt.
Struktureller Ausschluss? Dann lasst uns solidarische Ökonomien aufbauen.
– Meriem Lebdiri
In einem System, das muslimische Kreative afrikanischer Herkunft oft marginalisiert, ausbeutet und auslöscht, bauen wir unsere eigenen Ökonomien auf – gegründet auf Solidarität, Fürsorge und visionärem Denken. Ob durch Initiativen wie das Women’s Business Iftar, Fashion Africa Now, DADDY oder andere community-geführte Plattformen – wir erleben das Entstehen von neuen Öffentlichkeiten, die Selbstbestimmung ins Zentrum stellen.
Warum jetzt?
Weil intersektionales Denken kein theoretischer Luxus ist, sondern eine dringende politische Notwendigkeit – eine, die über Zugang, Sichtbarkeit und Gerechtigkeit entscheidet.
Denn eine Gesellschaft, die sich demokratisch nennt, kann nicht länger wegsehen, während systemischer Ausschluss zur Normalität wird.
– Boitumelo Pooe
Unsere Forderungen: Für eine gerechte und zukunftsfähige Modebranche
Wir fordern die Einrichtung eines unabhängigen Fashion Advisory Boards – eines Gremiums bestehend aus erfahrenen Expert*innen afrikanischer Herkunft, die seit langem Teil des deutschen Mode-Ökosystems sind, und über die strukturelle Weitsicht verfügen, um nachhaltigen Wandel anzustoßen. Durch kontinuierlichen Dialog auf politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene soll dieses Board strategische Orientierung geben und die notwendige Rechenschaftspflicht etablieren, um die Branche von innen heraus zu transformieren.
Zudem fordern wir eine zweckgebundene strukturelle Investition von mindestens 5 Millionen Euro, um Schwarze und afrikanische, afrodiasporische Kreative gezielt zu fördern – insbesondere in den Bereichen Bildung, Forschung, Kompetenzaufbau, Produktion, Infrastruktur, Marktzugang sowie wirtschaftliche Teilhabe.
Zu den Sprecherinnen:
Kemi Fatoba ist Autorin und Creative Consultant. Sie ist Gründerin von DADDY, einem Berliner Kulturmagazin und Beratungsunternehmen mit Fokus auf die Diversifizierung der Medienlandschaft. Ihr neu lanciertes Format South-North Conversations beleuchtet die Auswirkungen von Fast Fashion und Abfallkolonialismus im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Meriem Lebdiri ist eine mehrfach ausgezeichnete deutsch-algerische Modedesignerin, Unternehmerin und Frauenrechtsaktivistin. Sie gilt als Pionierin der Modest Fashion in Deutschland und gründete ihr Luxuslabel MERIEM LEBDIRI, um Brücken zwischen Kulturen zu bauen.
Beatrace Oola ist deutsch-ugandische Creative Consultant und Unternehmerin. Als Visionärin gründete sie Fashion Africa Now – eine preisgekrönte Multimedia-Plattform und ein internationales Netzwerk – sowie die Agentur APYA, die sich auf werteorientierte High-End-Fashion-Partnerschaften mit Fokus auf Afrika und seine Diaspora spezialisiert hat. Ihre Arbeit ist transdisziplinär und transnational.
Boitumelo Pooe ist Fashion-Business-Consultant, Forscherin und Dozentin. Derzeit wartet sie auf die Verleihung ihrer Promotion in Fashion Marketing und Retail Management, mit Fokus auf Unterstützungsstrukturen für Modedesign-Unternehmer*innen in Südafrika und Deutschland.
Jacqueline Shaw ist Autorin, Beraterin und Marktforscherin für afrikanische Mode. Sie ist Gründerin der Plattform Africa Fashion Guide sowie der Fashion Africa Trade Expo, einem führenden Forum für Marktforschung und geschäftliche Einblicke in die afrikanische Modewirtschaft.
Moderator Marcellous Jones ist Modekritiker und Berater. Er ist der Schöpfer, Produzent und Moderator von „Men’s Fashion Insider“, der weltweit ersten Fernsehsendung, die sich ausschließlich globaler Herrenmode widmet.
Anmeldung
Presse Kontakt für Anfragen & Interviews:
E: press@fashionafricanow.com
Foto Credit: Foto Credit: Chimenem-Leo
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