ONU: Collaboration as a shared renaissance

Die Kollaboration zwischen Wildling und NKWO, kuratiert von mir, führt auf eine Begegnung im Rahmen der Fashion Changers Konferenz im Jahr 2021 zurück. Während der Konferenz lernte ich Christina, Lead Brand Interaction bei Wildling, kennen. Für mich war schnell klar, dass eine Kooperation zwischen NKWO und Wildling ein Perfect Match wäre, weil es darum geht, neue Werte in Mode zu etablieren und auch auszuleben, sowie neue Verbindungen zu schaffen.

Diese Kooperation ist aus zweierlei Sicht besonders: Zum einen ist es die erste Kooperation mit einem deutschen nachhaltigem Label und einer Designerin afrikanischer Herkunft. Zum anderen bietet diese Kooperation eine Bühne, um Nachhaltigkeit aus einer afrikanisch-afrodiasporischen Perspektive zu erzählen. Die Philosophie von Wildling – “We are Part of the Re:generation” – ergänzt sich mit Begriffen wie Re-imagine, Re-think, Re-define and Re-connect, die Fashion Africa Now verkörpert.

Mit der Kooperation ist ein neues Zusammenspiel entstanden, bei dem es um mehr als um eine reine Schuhproduktion mit einer Designerin afrikanischer Herkunft geht. Es geht darum, ungehörte, marginalisierte Inhalte über neue Narrative zu vermitteln und Erzählungen rund um Mode aus Afrika und der Diaspora Raum zu geben.

Wir kreieren eine eine Schuh, der mit Stereotypen bricht. Mit unserem Modell ONU schaffen wir Raum für neue Impulse und Dialoge über African Fashion. “Onu” ist ein Wort des Igbo Volkes und bedeutet in der nigerianischen Igbo Sprache “Zusammen”. Ziel der Kooperation ist es, Aufklärung, Bewusstseinsschärfung und Perspektivwechsel in der Nachhaltigkeitsbranche zu intensivieren. Einen Dialog über Re-define Fashion zu initiieren, mehr Sichtbarkeit für African Fashion, sowie für Netzwerke, die Mode neu denken und kritisch hinterfragen.

Nachhaltigkeit und African Fashion

Der Ursprung dieses kapitalistischen Systems ist Rassismus, bzw. die Ausbeutung und Kolonialisierung indigener Völker und afrikanischer Länder. Die Kulturen der BIPoC (Black Indigenous People of Color) hatten eine nachhaltige Lebensweise im Einklang mit der Natur bereits umgesetzt, bevor sie in westlichen Ländern ein „Trend“ wurde. Die Notwendigkeit für Nachhaltigkeit heutzutage besteht erst aufgrund der Ausbeutung und Enteignung der Länder im globalen Süden. Bis heute bestehen diese Machtstrukturen und der Rassismus, welche als „Motor“ für die Modeindustrie wirken. Die Verhältnisse werden aufrechterhalten durch globale Politik und internationale Handelsverträge, die verhindern, dass Länder im globalen Süden eigene Modelle von Produktion und Wachstum umsetzen.

Struktureller Rassismus in der Mode? 

Struktureller Rassismus ist das Ergebnis historischer und sozialer Prozesse, die von vielen Faktoren beeinflusst wurden. Er lässt sich nicht auf eine einzelne Person zurückführen. Vielmehr handelt es sich um ein komplexes Problem, das durch strukturelle, institutionelle und individuelle Faktoren aufrechterhalten wird.

Beispiele hierfür sind historische Ereignisse wie Kolonialismus, Sklaverei und Ausbeutung von Arbeitskräften, die alle zur Unterdrückung und Benachteiligung bestimmter Gruppen von Menschen aufgrund ihrer Race beigetragen haben. Auch heute noch gibt es viele systembedingte Hindernisse, die dazu führen, dass Menschen aufgrund ihrer Race diskriminiert werden.

Es ist wichtig, dass wir als Gesellschaft zusammenarbeiten, um strukturellen Rassismus zu bekämpfen und auf eine gerechtere und integrative Zukunft hinzuarbeiten. Rassismus ist ein Problem, das in vielen Bereichen der Gesellschaft existiert. Auch die Modeindustrie trägt häufig dazu bei, rassistische Stereotypen und Vorurteile zu verstärken und zu festigen. – Beatrace Angut Lorika Oola

Unsere Perspektiven 

NKWO ist eine handwerklich gefertigte Marke, die an der Spitze der Bewegung für nachhaltige Mode in Nigeria steht und die Erhaltung natürlicher Ressourcen und der Umwelt zu den Kernwerten des Labels erklärt. Geleitet von der PHILOSOPHIE WENIGER IST MEHR, werden limitierte Auflagen und Einzelstücke mit geringer Auswirkung aus Textilabfällen, Abfällen vom Schneidetisch und lokal angebauten Naturfasern hergestellt. Die Marke hat einen neuen afrikanischen ethischen Abfallstoff namens DAKALA™️ Cloth erfunden, der für die Produktion verwendet wird.

Wildling: Regeneration braucht ein funktionierendes Miteinander. Gemeinsam mit Partner:innen wollen wir Momente, Räume und Plattformen schaffen, auf denen wir uns auf Augenhöhe begegnen – um einander zuzuhören, zu lernen und fast noch öfter zu verlernen. NKWO x Wildling kuratiert von Beatrace Angut Lorika Oola steht für ein solches Miteinander. Alle hier geteilten Geschichten sowie das Schuhmodell “ONU” symbolisieren dabei eine Einladung an alle, diese kollaborative Zukunft aktiv mitzugestalten. 

Aus einer Idee, ist eine visuelle Visitenkarte für Designer:innen afrikanischer Herkunft entstanden. Beatrace Angut Lorika Oola leistet täglich Pionierarbeit – ob als Gründerin der Plattform “Fashion Africa Now” oder als interdisziplinäre Kuratorin oder Beraterin ihrer eigenen Kreativagentur APYA Productions. Das erklärte Ziel: Vernetzung für Kreativschaffende afrikanischer Herkunft zu  schaffen, Inklusion, Repräsentanz  zu fördern und Aufklärung voranzutreiben.

Dekolonialisierung vs. Deconstruct Fashion

Die Dekolonisierung der Mode ist ein Prozess, bei dem die kolonialen Praktiken, Strukturen und Erzählungen, die die Modeindustrie geprägt haben, in Frage gestellt werden. Es geht darum, zu untersuchen, wie der Kolonialismus die Mode beeinflusst hat, etwa durch die Ausbeutung von Ressourcen, Arbeit und kulturelle Aneignung.

Um die Mode zu dekolonisieren, müssen Macht und Kontrolle von den dominanten westlichen Perspektiven und Praktiken weg verlagert und die Stimmen und Erfahrungen marginalisierter Gemeinschaften, in den Mittelpunkt gestellt werden.

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Photo credit: Nti